Unsere alte, trutzige Wehrkirche am Nordhang überragte den alten Dorfkern bis in die 1970er Jahre, als der nachfolgende Bauboom auch die Nordhänge am Dorf besiedelte. Alte Bauteile lassen ihre Entstehung in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts annehmen. Ihrem rechteckigen Schiff schließt sich nach Osten ein gleich breiter, wuchtiger Turm aus der Zeit zwischen 1250 und 1270 an. Eine Sakristei ist im Norden angebaut. Nur wenige Teile des Schiffes existieren noch vom ursprünglichen Bau. Zugemauerte schmale romanische rund- und spitzbogige gotische Fensterchen an der Nord- und Südseite aus der Zeit um 1250 wurden zugemauert. Ihr Licht reichte wohl gerade, um das Schiff eher spärlich als hell zu erleuchten. Auch der westliche noch heute benutzte Eingang zeigt mit seinem profilierten Lungsteingewände (Türumrahmung) noch Teile aus der Bauzeit. Von der Südseite führt das ehemals spitzbogige Priesterportal mit einer abgetreppten Blendnische in den Chor. Das spitzbogige Ostfenster mit frühgotischem Maßwerk und das wohl im Mittelalter vergrößerte Südfenster erhellen den Chor, in den bis in das 20. Jahrhundert der Grafenstuhl eingebaut war.
Der mächtige Chorturm hat um die Glockenstube herum vier gekuppelte Fenster. Er sitzt durch seine dicken Mauern dem oberen steinernden Wehrgang auf. In die Flächen des Pyramidendachs sind vier unten zu Verteidigungszwecken offene vorgebaute Wichhäuschen integriert. Das Dach setzt auf das Mauergesims auf der Mauerkrone auf. Ein durch Leichtsinn verursachter Brand zerstörte 1979 die Dächer des Kirchenschiffes und Turmes, der nach dem Wiederaufbau um etwa einen Meter niedriger wurde.
Aufgrund von Rippenansätzen im Innern der Kirche und weiteren bautechnischen Einzelheiten wird auf eine frühere Einwölbung des Kirchenraumes geschlossen, der wohl sehr niedrig gewesen sein muß. Sein Gewicht soll jedoch der Anlaß für die gerissene Südwand gewesen sein. Sie mußte deshalb 1879 durch Strebepfeiler gesichert werden. Im 17. Jh. wurde das alte Stein- durch ein Holzgewölbe ersetzt und durch eime Empore die Stuhlzahl erhöht. Die auf einem Steinpfeiler ruhende, geschnitzte Kanzel stammt ebenfalls aus dieser Zeit. Der Chor hat ein Kreuzgewölbe mit breiten Birnstabrippen und breitem Steg auf Spitzkonsolen. Sein Schlußstein ist nach oben offen. Erst gegen Ende des vorigen Jhs wurde die Türe zur Sakristei geöffnet und diese wieder ihrem ursprünglichen Verwendungszweck zugeführt. Ein „geistlicher Herr“ hatte dort eine Zwetschendörre eingerichtet. Ein Sakramentshäuschen in der Chornordwand aus dem 14. Jh. und eine Piscina, eine Vertiefung in der Ostwand zum Auswaschen von Altargerät, beide mit Pflanzenmotiven geschmückt, zieren den Chor. An der Chorsüdwand war bis in die Mitte des 20. Jh. der geschnitzte Grafenstuhl eingebaut.
Das Kirchenschiff enthielt früher (1849) auf beiden Seiten des Mittelganges der Kirche 13 und 14 „Weiberstühle“ (Bänke), die mit jeweils 4 bis 5 Sitzplätzen ausgestattet waren. Auf der Westseite der Empore steht heute die Orgel von 1889, während die Spätrokoko-Orgel von 1775 heute eine Zierde der „Schloßküche“ in Laubach darstellt. Ein besonderer Schatz der Kirchengemeinde ist auch ein kleines Messingkruzifix aus romanischer Zeit um 1180, das lange als Vortragekreuz bei Beerdigungen diente und heute im Herzog-Anton-Ulrich-Museum in Braunschweig bewundert werden kann.
Bis heute mußte unsere Kirche viele Reparaturen über sich ergehen lassen, bis schließlich beim Kirchenbrand 1979 Kirchenschiff und Turm und auch die alten Glocken ein Raub der Flammen wurden. Doch immer entstand unsere wunderschöne Kirche wieder neu und – die Kirche blieb im Dorf.
(Kurzfassung nach Dr. G. Heinrich Melchior: Die Kirche in Gonterskirchen und ihre bauliche Entwicklung. MOHGNF 85, 225-248, 2000).